Dienstag, 31. Dezember 2013

Was ist ein guter Lernjob?


„LernJobs sind [speziell konstruierte] Aufgaben. [...] Sie laden dazu ein, auf eigenen Wegen, entdeckend, dem Wissen auf die Spur zu kommen. Sie lassen viel konstruktiven Spielraum und vermitteln gleichwohl eine strukturelle Sicherheit: Nicht alle müssen den gleichen Weg zum Gipfel nehmen – wichtig ist, dass sie ankommen“ (Müller 2003). 
Nach der Diskussion und der Präsentation von Max in der BP-Lektion, gibt es für mich vier wichtige Kriterien für einen Lernjob:


Erstens: Der Lernjob soll ans Vorwissen anknüpfen. Wenn dies nicht geschieht, ist das Lernen viel schwieriger. Diese Erfahrung konnten wir gleich in der BP-Lektion erleben, indem uns Max zuerst eine willkürliche Liste mit verschiedenen kurzen Sätzen zeigte, die alle mit einem Namen begannen. Die Aufgabe war, dass wir uns an die Namen auf der Liste erinnern sollten. Unsere Erfolgsquote war ziemlich gering.
Zweitens: Klare Lernziele sollen formuliert werden. Schülerinnen und Schüler sollen immer wissen, wozu sie etwas lernen. Damit kann die Motivation gesteigert werden, wenn die Lernenden hinter ihrem Lernaufwand einen Nutzen erkennen. Auch Teil- bzw. Zwischenziele sollen formuliert werden, um den Lernfortschritt aufzeigen zu können. Dazu kann eine Checkliste oder Rubric nützlich sein. Das Erstellen von Checklisten oder Rubrics zieht einen weiteren Vorteil mit sich. Dadurch kann erstens ein sehr transparentes Evaluationsverfahren entstehen und zweitens die Reflexion der Lernenden angeregt werden.
Drittens: Ein Lernjob sollte klar aufgebaut sein und somit einen geordneten Ablauf haben, so dass die Arbeitsaufträge selbstständig gelöst werden können. Innerhalb dieser Ordnung soll den Lernenden genug Spielraum und Flexibilität geboten werden. Wenn ihnen Wahlmöglichkeit geboten wird, kann dies sehr motivierend wirken und die Kreativität der Schülerinnen und Schüler steigert sich. Solche Lernaufträge ermöglichen individuelle Lösungsstrategien.
Viertens: Am Ende eines Lernjobs soll immer ein Produkt entstehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen von Anfang an wissen, welches Produkt von ihnen erwartet wird.
Bsp.
Anton hat eine Brille.
Susi isst Apfelmus.
Sandra kauft ein Ragusa.
Lukas setzt die Segel.
u.s.w.

Die Kognitionspsychologie besagt, dass man sich an durchschnittlich 2 bis 5 Elemente erinnern kann, da nicht ans Vorwissen angeknüpft wird.
Wenn die Namen aber bereits an unser Vorwissen verknüpft sind, ist die Erfolgsquote beachtlich höher.

Bsp.
Kolumbus setzt die Segeln.
Obama Hält eine Rede.
Max trägt eine Brille.
Angela liebt französischen Wein.
Steve isst einen Apfel.
u.s.w.

Im Plenum konnten wir uns anhand dieser zweiten Liste an allen Namen erinnern! Somit ist es bewiesen, wie zentral es ist, dass ans Vorwissen der Schülerinnen und Schüler angeknüpft wird. Somit ist das Lernen sinnvoller gestaltet, da die Lernenden den neuen Lernstoff nicht von Grund auf erarbeiten müssen, sondern bereits Gelerntes vertiefen oder ergänzen können. Dazu sollte die Lehrperson jedoch ein gutes Verständnis über das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler haben. Beispielsweise würde es nicht Sinn machen, die oben genannte Liste an Kindergärtnern abzugeben. Sie kennen Kolumbus, Obama und Merkel noch nicht.
Desto besser wir an ihr Vorwissen anknüpfen, desto nachhaltiger ist das Lernen. Nicht nur Assoziationen, sondern auch Emotionen sollten hervorgerufen werden. Emotionen sind besonders wirksam beim Lernen.

Gemäss Hofer besteht in den Lernaufträgen der grosse Vorteil, dass sie dazu verhelfen, Kompetenzen aufzubauen, da sie handlungsorientiert sind.
Nebst diesen vier hervorgehobenen Punkten gibt es aber noch einiges mehr, worauf eine Lehrperson beim Erstellen eines Lernjobs achten soll. Darum gibt es hier noch einen kleinen Video:



Dienstag, 17. Dezember 2013

Lösungsorientierte Beratung im schulischen Kontext


Welcher Unterschied besteht, ob ein Beratungslehrer oder ein Schulpsychologe ein lösungsorientiertes Gespräch führt? Die Stellung im schulischen Gefüge und das Eingebundensein in den schulischen Alltag bilden die Hauptunterschiede. Das heisst, der Schulpsychologie ist „Gast“ der Schule und darum nur zeitweise präsent, dafür kennt er verschiedene Schulsysteme. Der Beratungslehrer ist Bestandteil der Schule, ständig präsent und kennt das Schulsystem seiner eigenen Schule sehr genau (vgl. Berkling 2010, S. 36). Die Schwierigkeit des Beratungslehrers besteht darin, dass er oftmals mehrere Rollen gleichzeitig einnehmen muss, die nicht immer miteinander kompatibel sind. Es ist problematisch, weil er gleichzeitig benotet und berät.
Häufig kommen Eltern in die Schule und hätten gerne die Meinung von einem Experten über den Leistungsstand oder das Arbeit-/Sozialverhalten ihres Kindes. Hier steckt der lösungsorientierte Berater in einer Zwickmühle, denn die Verwendung von Expertenwissen wird ihm in diesem Ansatz verboten. Dieses Dilemma kann folgendermassen gelöst werden: Entweder kann eine Beratung durchgeführt werden, welche nicht auf dem lösungsorientierten Prinzip aufbaut, sondern rein informativ ist. Oder es kann auf die Klientenfrage nicht umgehend eingegangen werden. Bei diesem Vorgehen wird die Frage an den Klienten zurückgegeben. Das heisst, der Berater stellt so viele Fragen oder paraphrasiert das Gesagte des Klienten, bis dieser selbst auf die Lösung stösst. Der Berater bietet ausschliesslich Unterstützung, er leitet den Klienten so, dass dieser selber Verbesserungsvorschläge entwerfen kann, welche zum gewünschten Zustand führen können. Durch diesen Ablauf kann problemlos ein Lehrer das Beratungsgespräch führen, denn ein Rollenkonflikt scheint hier eher unwahrscheinlich zu sein (vgl. Berkling 2010, S. 37-41).

Wie können Lehrpersonen beraten werden? Schaarschmidt (2005) zeigt in seiner Potsdamer Lehrerstudie auf, dass es kaum einen anderen Beruf gibt, welcher vergleichbar kritische Beanspruchungsverhältnisse aufweist, wie der Lehrerberuf. Er nennt dabei die drei belastendsten Faktoren Schülerverhalten, die Klassengrössen und die hohen Stundzahlen. Somit stellen die Lehrer die grösste Gruppe der um Beratung nachsuchenden Personen dar. Wenn der Berater einen Kollegen des Lehrers ist, hat dieser oft mühe, sein Problem offen darzulegen. Es ist ihm peinlich. Das stellt kein Hindernis für eine problemorientierte Beratung dar, denn sie kann auch stattfinden, ohne dass der Berater weiss, was genau das Problem darstellt (vgl. Berkling 2010, S. 42-45).

Wie können Eltern beraten werden? Eltern werden oft für ein Gespräch eingeladen, weil die Lehrperson sich über ihr Kind oder über das elterliche Handeln (bzw. Nichthandeln) beschweren will. Eltern hören solche Anklagen jedoch nicht gerne, denn sie haben den Wunsch, dass über ihr Kind nur Gutes gesprochen wird, so dass sie stolz auf sie sein können. Darum sollen unerwünschte oder schlechte Nachrichten an die Eltern nur in einem ausgewogenen Verhältnis zu positiven Rückmeldungen weitergegeben werden. Zudem ist es oftmals nicht hilfreich, wenn Anschuldigungen im Gespräch vorkommen, weil sich die Eltern in ihrer Funktion als Erziehungsperson angegriffen fühlen. Viel besser ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden. Beispielsweise kann diskutiert werden, wie das Kind unterstützt werden kann, dass es seine Hausaufgaben erledigt. Diese Unterstützung erfolgt von Seite der Eltern, wie von Seite der Schule.
Oftmals wird angenommen, dass Eltern aus niedrigeren Bildungsniveaus mit den Fragetechniken des lösungsorientierten Modells nicht zurechtkommen. Dies ist ein Irrtum (vgl. Berkling 2010, S. 46-48).

Wie können Schülerinnen und Schüler beraten werden? Kinder drücken sich häufig auf eine sehr kreative Art und Weise aus, beispielsweise in Bewegungsabläufen, Fantasiegeschichten oder mit Blicken. Dabei sind die Fähigkeit des Zuhörens und eine besondere Beobachtungsgabe von Nöten.
Viele Kinder und Jugendliche sträuben sich gegen eine Beratung und zeigen darum eine demonstrative Langeweile. Dieses Verhalten darf der Berater nicht auf sich persönlich beziehen und sich schon gar nicht daran hindern lassen, mit dem Gespräch fortzufahren. Je aktiver er ist, desto schneller kann er die Kooperation des Kindes gewinnen und ihn dazu ermutigen, über sich zu sprechen. Lobende Äusserungen sind dabei sehr hilfreich, da sie das Vertrauen aufbauen. Wichtig ist dabei, dass das Lob authentisch wirkt.
Ein wirkungsvolles Vorgehen bei Lernenden ist, sie darum zu bitten aus der Sicht einer anderen Person zu erzählen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit eine konstruktive Antwort zu erhalten (vgl. Berkling 2010, S. 48-50).

Problematisch bei einer Beratung ist oftmals, dass die Beteiligten unfreiwillig dort sind, ob das nun Kinder, Jugendliche, Eltern oder Lehrpersonen sind. Dass eine Beratung stattfinden muss, wird ein Verhalten bemängelt oder dem Klient ein Problem zugeschrieben. Dies ruft Ablehnung hervor, da niemand gerne negative Aussagen über sich hört. Wenn ein Klient sich wirklich nicht ändern will und in seinem Verhalten keine Probleme sieht, sollte die Beratung beendet werden. Einen Versuch ist es jedoch immer wert, denn viele Klienten, die unfreiwillig in einer Beratung sind, beginnen in kürzester Zeit zu kooperieren und sind motiviert, etwas zu ändern. So verlassen sie oft sehr schnell den Status der Unfreiwilligkeit (vgl. Berkling 2010, S. 50-52).

Mir leuchten die geschilderten Vorgehen von der lösungsorientierten Beratung nach Berkling (2010) ein. Besonders spannend finde ich das fragenentwickelnde Gespräch. Ich hatte in meinem Bachelor in der Erziehungswissenschaft zwei Blockkurse über Erziehungsberatung. Dort mussten wir selber untereinander solche Beratungsgespräche führen. Zuerst dachte ich mir, dass wir durch diese Technik zu keinem Ziel kommen würden. Nach und nach entdeckte ich jedoch die starke Wirkung dieses Vorgehens. Als Berater ist es zu Beginn komisch, fast ausschliesslich Fragen zu stellen oder zu paraphrasieren. Denn normalerweise läuft ein Gespräch nicht auf diese Art und Weise ab. Man fühlt sich fast ein bisschen aufdringlich durch das stetige Fragen und gleichzeitig passiv, da kein Expertenwissen in die Beratung einfliesst. Als ich jedoch die Rolle des Klienten einnahm, erkannte ich, wie angenehm ein solches Gespräch wirkt. Man fühlt sich ernstgenommen und nicht unter Druck gesetzt. Denn keine Vorwürfe oder für sich selber unpassende Verbesserungsvorschläge werden ausgesprochen seitens des Beraters. 

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Nach der letzten Sitzung habe ich mich nochmals intensiv mit dem Visualisieren beschäftig. Einerseits habe ich ein Poster für einen Arbeitsauftrag in Algemeiner Didaktik gestaltet und dort meine neu gelernten Malfähigkeiten an einem praktischen Beispiel anwenden können. Andererseits habe ich die Texte "Visual Facilitating - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" von Holger Scholz und "Visuelle Kommunikation 1" von Ursula Arztmann gelesen.

Der erste Text spricht vorwiedend über die verschiedenen Bildtypen sowie über den Nutzen dieser Visualisierungen bzw. wie Visualisierungen wirken. Scholz unterscheidet zwischen Überblicksbilder/ Learning Maps, Steckbriefen, Bild-Protokollen, Historien-Karten, Roadmaps und Templets. Jeder Visualisierungstyp hat verschiedene Verwendungsarten und Nutzen. So dienen zum Beispiel die Historien-Karten dazu, dass man sich mit der Geschichte von etwas beschäftigt. Dies kann die Vergangenheit sowie die Zukunft betreffen. Anhand eines Flusslaufes, Sonnensystems oder am menschlichen Körper können beispielsweise wichtige Erfolge, Meilensteine, Werte oder Herausforderungen vor Augen geführt werden. Wie bereits durch diese Schilderung ersichtlich wird, ist beim Visual Facilitating zentral, dass als Grundlage mit einer Metapher und Analogien gearbeitet wird. Das zu erklärende System wird mit Symbolen dargstellt und verdeutlicht.
Bei unserer Arbeit in AD versuchten wir unser didaktisches Modell mit der Metapher des Orientierungslaufes und dem Spruch "viele Wege führen zum Ziel" zu stützen. Dadurch werden viele komplexe Abläufe und Werte im Unterricht deutlich.


Bei Roadmaps können Land- und Strassenkarten eingesetzt werden, um Ordnung in Sach- und Themengebiete zu bringen. So kann es als konkrete Vorstellung von Strategien im Sinne einer Reiseroute genutzt werden.
Zudem habe ich durch den Text von Scholz gernt, dass man alle Ideen und Stichworte in ein Container verpacken soll. So wirken sie besser. Visualisierungen können nicht nur vom Gruppenleiter erfolgen, sondern sie können auch gemeinsam mit allen Teilnehmer gestaltet werden.
Durch die Visualisierungen werden komplexe Inhalte zugänglicher gemacht, da durch die multisensorischen Reize die Informationen schneller und nachhaltiger verarbeitet werden, als rein kognitive Inhalte. Visualisierungen fördern den Kreativitäts- und Denkprozess. Die Bilder wirken als Katalysatoren für interne Kommunikation sowie für den Wissens- und Informationstransfer.

Scholz präsentiert eine übersichtliche Darstellung, wie Visualisierungen wirken.
Visualisierungen ....
- aktivieren Gefühle, die sich mit den Inhalten verbinden
- wecken Aufmerksamkeit
- verdeutlichen (unter anderem Muster und Verbindungen)
- lassen Gedanken-Landschaften entstehen
- geben Ordnung
- ermöglichen Raum und Zeit darzustellen
- zeigen Gesamtzusammenhänge auf
- machen es leicht, Vergleiche, Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen

Im zweiten Text wurde auf die Wahrnehmung, die Anwendung von Formen und Figuren, die Schrift, die allgemeine Flipchartgestaltung, die Farbassoziationen und die Werkzeuge eingegangen.
Arztmann gibt als Grund für Visualisierungen die heutige Informationsflut und Globalisierung an. Durch die visuelle Sprache können textliche Informationen reduziert werden und sie nutzt die Fähigkeit unseres besten Wahrnehmungskanals (um Komplexität zu verringern, Zeit zu gewinnen, mit Veränderungen umzugehen und globale Gültigkeit zu erlangen).
Der restliche Inhalt dieses Textes soll hier nicht besprochen werden, da es mehrheitlich Repetition der Präsenzsitzung von Max ist. Der Abschnitt über die Farbassoziationen fand ich sehr interessant und ich werde ihn immer wieder als Nachschlagewerk benutzen.

Ich habe durch die Einführung in die Visualisierung sehr viel spannendes gelernt. Es kann in allen Bereichen als Unterstützung eingesetzt werden. Die Motivation, sich mit einer Thematik oder einem Sachverhalt zu beschäftigen steigt, nach meiner Meinung nach, enorm, wenn ansprechende Bilder präsentiert werden. Die Aussagen erhalten durch Visualisierungen mehr Klarheit und Kraft. Auf der anderen Seite ist es auch sehr zeitaufwändig, wenn die Poster im Vornherein hergestellt werden sollten. Füt die spontane Umsetzung im Unterricht bin ich noch zu wenig geübt. Das Herstellen solcher Visualisierungen verlangt auch Kreativität und ein Umdenken. Damit meine ich, dass beim Kreieren eines Bildes komplexe Sachverhalte möglichst einfach und präzise dargestellt werden sollten. Dies verlangt ein gutes Vorstellungsvermögen sowie Transferleistungen in die Bildlichkeit.