Dienstag, 31. Dezember 2013

Was ist ein guter Lernjob?


„LernJobs sind [speziell konstruierte] Aufgaben. [...] Sie laden dazu ein, auf eigenen Wegen, entdeckend, dem Wissen auf die Spur zu kommen. Sie lassen viel konstruktiven Spielraum und vermitteln gleichwohl eine strukturelle Sicherheit: Nicht alle müssen den gleichen Weg zum Gipfel nehmen – wichtig ist, dass sie ankommen“ (Müller 2003). 
Nach der Diskussion und der Präsentation von Max in der BP-Lektion, gibt es für mich vier wichtige Kriterien für einen Lernjob:


Erstens: Der Lernjob soll ans Vorwissen anknüpfen. Wenn dies nicht geschieht, ist das Lernen viel schwieriger. Diese Erfahrung konnten wir gleich in der BP-Lektion erleben, indem uns Max zuerst eine willkürliche Liste mit verschiedenen kurzen Sätzen zeigte, die alle mit einem Namen begannen. Die Aufgabe war, dass wir uns an die Namen auf der Liste erinnern sollten. Unsere Erfolgsquote war ziemlich gering.
Zweitens: Klare Lernziele sollen formuliert werden. Schülerinnen und Schüler sollen immer wissen, wozu sie etwas lernen. Damit kann die Motivation gesteigert werden, wenn die Lernenden hinter ihrem Lernaufwand einen Nutzen erkennen. Auch Teil- bzw. Zwischenziele sollen formuliert werden, um den Lernfortschritt aufzeigen zu können. Dazu kann eine Checkliste oder Rubric nützlich sein. Das Erstellen von Checklisten oder Rubrics zieht einen weiteren Vorteil mit sich. Dadurch kann erstens ein sehr transparentes Evaluationsverfahren entstehen und zweitens die Reflexion der Lernenden angeregt werden.
Drittens: Ein Lernjob sollte klar aufgebaut sein und somit einen geordneten Ablauf haben, so dass die Arbeitsaufträge selbstständig gelöst werden können. Innerhalb dieser Ordnung soll den Lernenden genug Spielraum und Flexibilität geboten werden. Wenn ihnen Wahlmöglichkeit geboten wird, kann dies sehr motivierend wirken und die Kreativität der Schülerinnen und Schüler steigert sich. Solche Lernaufträge ermöglichen individuelle Lösungsstrategien.
Viertens: Am Ende eines Lernjobs soll immer ein Produkt entstehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen von Anfang an wissen, welches Produkt von ihnen erwartet wird.
Bsp.
Anton hat eine Brille.
Susi isst Apfelmus.
Sandra kauft ein Ragusa.
Lukas setzt die Segel.
u.s.w.

Die Kognitionspsychologie besagt, dass man sich an durchschnittlich 2 bis 5 Elemente erinnern kann, da nicht ans Vorwissen angeknüpft wird.
Wenn die Namen aber bereits an unser Vorwissen verknüpft sind, ist die Erfolgsquote beachtlich höher.

Bsp.
Kolumbus setzt die Segeln.
Obama Hält eine Rede.
Max trägt eine Brille.
Angela liebt französischen Wein.
Steve isst einen Apfel.
u.s.w.

Im Plenum konnten wir uns anhand dieser zweiten Liste an allen Namen erinnern! Somit ist es bewiesen, wie zentral es ist, dass ans Vorwissen der Schülerinnen und Schüler angeknüpft wird. Somit ist das Lernen sinnvoller gestaltet, da die Lernenden den neuen Lernstoff nicht von Grund auf erarbeiten müssen, sondern bereits Gelerntes vertiefen oder ergänzen können. Dazu sollte die Lehrperson jedoch ein gutes Verständnis über das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler haben. Beispielsweise würde es nicht Sinn machen, die oben genannte Liste an Kindergärtnern abzugeben. Sie kennen Kolumbus, Obama und Merkel noch nicht.
Desto besser wir an ihr Vorwissen anknüpfen, desto nachhaltiger ist das Lernen. Nicht nur Assoziationen, sondern auch Emotionen sollten hervorgerufen werden. Emotionen sind besonders wirksam beim Lernen.

Gemäss Hofer besteht in den Lernaufträgen der grosse Vorteil, dass sie dazu verhelfen, Kompetenzen aufzubauen, da sie handlungsorientiert sind.
Nebst diesen vier hervorgehobenen Punkten gibt es aber noch einiges mehr, worauf eine Lehrperson beim Erstellen eines Lernjobs achten soll. Darum gibt es hier noch einen kleinen Video:



Dienstag, 17. Dezember 2013

Lösungsorientierte Beratung im schulischen Kontext


Welcher Unterschied besteht, ob ein Beratungslehrer oder ein Schulpsychologe ein lösungsorientiertes Gespräch führt? Die Stellung im schulischen Gefüge und das Eingebundensein in den schulischen Alltag bilden die Hauptunterschiede. Das heisst, der Schulpsychologie ist „Gast“ der Schule und darum nur zeitweise präsent, dafür kennt er verschiedene Schulsysteme. Der Beratungslehrer ist Bestandteil der Schule, ständig präsent und kennt das Schulsystem seiner eigenen Schule sehr genau (vgl. Berkling 2010, S. 36). Die Schwierigkeit des Beratungslehrers besteht darin, dass er oftmals mehrere Rollen gleichzeitig einnehmen muss, die nicht immer miteinander kompatibel sind. Es ist problematisch, weil er gleichzeitig benotet und berät.
Häufig kommen Eltern in die Schule und hätten gerne die Meinung von einem Experten über den Leistungsstand oder das Arbeit-/Sozialverhalten ihres Kindes. Hier steckt der lösungsorientierte Berater in einer Zwickmühle, denn die Verwendung von Expertenwissen wird ihm in diesem Ansatz verboten. Dieses Dilemma kann folgendermassen gelöst werden: Entweder kann eine Beratung durchgeführt werden, welche nicht auf dem lösungsorientierten Prinzip aufbaut, sondern rein informativ ist. Oder es kann auf die Klientenfrage nicht umgehend eingegangen werden. Bei diesem Vorgehen wird die Frage an den Klienten zurückgegeben. Das heisst, der Berater stellt so viele Fragen oder paraphrasiert das Gesagte des Klienten, bis dieser selbst auf die Lösung stösst. Der Berater bietet ausschliesslich Unterstützung, er leitet den Klienten so, dass dieser selber Verbesserungsvorschläge entwerfen kann, welche zum gewünschten Zustand führen können. Durch diesen Ablauf kann problemlos ein Lehrer das Beratungsgespräch führen, denn ein Rollenkonflikt scheint hier eher unwahrscheinlich zu sein (vgl. Berkling 2010, S. 37-41).

Wie können Lehrpersonen beraten werden? Schaarschmidt (2005) zeigt in seiner Potsdamer Lehrerstudie auf, dass es kaum einen anderen Beruf gibt, welcher vergleichbar kritische Beanspruchungsverhältnisse aufweist, wie der Lehrerberuf. Er nennt dabei die drei belastendsten Faktoren Schülerverhalten, die Klassengrössen und die hohen Stundzahlen. Somit stellen die Lehrer die grösste Gruppe der um Beratung nachsuchenden Personen dar. Wenn der Berater einen Kollegen des Lehrers ist, hat dieser oft mühe, sein Problem offen darzulegen. Es ist ihm peinlich. Das stellt kein Hindernis für eine problemorientierte Beratung dar, denn sie kann auch stattfinden, ohne dass der Berater weiss, was genau das Problem darstellt (vgl. Berkling 2010, S. 42-45).

Wie können Eltern beraten werden? Eltern werden oft für ein Gespräch eingeladen, weil die Lehrperson sich über ihr Kind oder über das elterliche Handeln (bzw. Nichthandeln) beschweren will. Eltern hören solche Anklagen jedoch nicht gerne, denn sie haben den Wunsch, dass über ihr Kind nur Gutes gesprochen wird, so dass sie stolz auf sie sein können. Darum sollen unerwünschte oder schlechte Nachrichten an die Eltern nur in einem ausgewogenen Verhältnis zu positiven Rückmeldungen weitergegeben werden. Zudem ist es oftmals nicht hilfreich, wenn Anschuldigungen im Gespräch vorkommen, weil sich die Eltern in ihrer Funktion als Erziehungsperson angegriffen fühlen. Viel besser ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden. Beispielsweise kann diskutiert werden, wie das Kind unterstützt werden kann, dass es seine Hausaufgaben erledigt. Diese Unterstützung erfolgt von Seite der Eltern, wie von Seite der Schule.
Oftmals wird angenommen, dass Eltern aus niedrigeren Bildungsniveaus mit den Fragetechniken des lösungsorientierten Modells nicht zurechtkommen. Dies ist ein Irrtum (vgl. Berkling 2010, S. 46-48).

Wie können Schülerinnen und Schüler beraten werden? Kinder drücken sich häufig auf eine sehr kreative Art und Weise aus, beispielsweise in Bewegungsabläufen, Fantasiegeschichten oder mit Blicken. Dabei sind die Fähigkeit des Zuhörens und eine besondere Beobachtungsgabe von Nöten.
Viele Kinder und Jugendliche sträuben sich gegen eine Beratung und zeigen darum eine demonstrative Langeweile. Dieses Verhalten darf der Berater nicht auf sich persönlich beziehen und sich schon gar nicht daran hindern lassen, mit dem Gespräch fortzufahren. Je aktiver er ist, desto schneller kann er die Kooperation des Kindes gewinnen und ihn dazu ermutigen, über sich zu sprechen. Lobende Äusserungen sind dabei sehr hilfreich, da sie das Vertrauen aufbauen. Wichtig ist dabei, dass das Lob authentisch wirkt.
Ein wirkungsvolles Vorgehen bei Lernenden ist, sie darum zu bitten aus der Sicht einer anderen Person zu erzählen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit eine konstruktive Antwort zu erhalten (vgl. Berkling 2010, S. 48-50).

Problematisch bei einer Beratung ist oftmals, dass die Beteiligten unfreiwillig dort sind, ob das nun Kinder, Jugendliche, Eltern oder Lehrpersonen sind. Dass eine Beratung stattfinden muss, wird ein Verhalten bemängelt oder dem Klient ein Problem zugeschrieben. Dies ruft Ablehnung hervor, da niemand gerne negative Aussagen über sich hört. Wenn ein Klient sich wirklich nicht ändern will und in seinem Verhalten keine Probleme sieht, sollte die Beratung beendet werden. Einen Versuch ist es jedoch immer wert, denn viele Klienten, die unfreiwillig in einer Beratung sind, beginnen in kürzester Zeit zu kooperieren und sind motiviert, etwas zu ändern. So verlassen sie oft sehr schnell den Status der Unfreiwilligkeit (vgl. Berkling 2010, S. 50-52).

Mir leuchten die geschilderten Vorgehen von der lösungsorientierten Beratung nach Berkling (2010) ein. Besonders spannend finde ich das fragenentwickelnde Gespräch. Ich hatte in meinem Bachelor in der Erziehungswissenschaft zwei Blockkurse über Erziehungsberatung. Dort mussten wir selber untereinander solche Beratungsgespräche führen. Zuerst dachte ich mir, dass wir durch diese Technik zu keinem Ziel kommen würden. Nach und nach entdeckte ich jedoch die starke Wirkung dieses Vorgehens. Als Berater ist es zu Beginn komisch, fast ausschliesslich Fragen zu stellen oder zu paraphrasieren. Denn normalerweise läuft ein Gespräch nicht auf diese Art und Weise ab. Man fühlt sich fast ein bisschen aufdringlich durch das stetige Fragen und gleichzeitig passiv, da kein Expertenwissen in die Beratung einfliesst. Als ich jedoch die Rolle des Klienten einnahm, erkannte ich, wie angenehm ein solches Gespräch wirkt. Man fühlt sich ernstgenommen und nicht unter Druck gesetzt. Denn keine Vorwürfe oder für sich selber unpassende Verbesserungsvorschläge werden ausgesprochen seitens des Beraters. 

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Nach der letzten Sitzung habe ich mich nochmals intensiv mit dem Visualisieren beschäftig. Einerseits habe ich ein Poster für einen Arbeitsauftrag in Algemeiner Didaktik gestaltet und dort meine neu gelernten Malfähigkeiten an einem praktischen Beispiel anwenden können. Andererseits habe ich die Texte "Visual Facilitating - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" von Holger Scholz und "Visuelle Kommunikation 1" von Ursula Arztmann gelesen.

Der erste Text spricht vorwiedend über die verschiedenen Bildtypen sowie über den Nutzen dieser Visualisierungen bzw. wie Visualisierungen wirken. Scholz unterscheidet zwischen Überblicksbilder/ Learning Maps, Steckbriefen, Bild-Protokollen, Historien-Karten, Roadmaps und Templets. Jeder Visualisierungstyp hat verschiedene Verwendungsarten und Nutzen. So dienen zum Beispiel die Historien-Karten dazu, dass man sich mit der Geschichte von etwas beschäftigt. Dies kann die Vergangenheit sowie die Zukunft betreffen. Anhand eines Flusslaufes, Sonnensystems oder am menschlichen Körper können beispielsweise wichtige Erfolge, Meilensteine, Werte oder Herausforderungen vor Augen geführt werden. Wie bereits durch diese Schilderung ersichtlich wird, ist beim Visual Facilitating zentral, dass als Grundlage mit einer Metapher und Analogien gearbeitet wird. Das zu erklärende System wird mit Symbolen dargstellt und verdeutlicht.
Bei unserer Arbeit in AD versuchten wir unser didaktisches Modell mit der Metapher des Orientierungslaufes und dem Spruch "viele Wege führen zum Ziel" zu stützen. Dadurch werden viele komplexe Abläufe und Werte im Unterricht deutlich.


Bei Roadmaps können Land- und Strassenkarten eingesetzt werden, um Ordnung in Sach- und Themengebiete zu bringen. So kann es als konkrete Vorstellung von Strategien im Sinne einer Reiseroute genutzt werden.
Zudem habe ich durch den Text von Scholz gernt, dass man alle Ideen und Stichworte in ein Container verpacken soll. So wirken sie besser. Visualisierungen können nicht nur vom Gruppenleiter erfolgen, sondern sie können auch gemeinsam mit allen Teilnehmer gestaltet werden.
Durch die Visualisierungen werden komplexe Inhalte zugänglicher gemacht, da durch die multisensorischen Reize die Informationen schneller und nachhaltiger verarbeitet werden, als rein kognitive Inhalte. Visualisierungen fördern den Kreativitäts- und Denkprozess. Die Bilder wirken als Katalysatoren für interne Kommunikation sowie für den Wissens- und Informationstransfer.

Scholz präsentiert eine übersichtliche Darstellung, wie Visualisierungen wirken.
Visualisierungen ....
- aktivieren Gefühle, die sich mit den Inhalten verbinden
- wecken Aufmerksamkeit
- verdeutlichen (unter anderem Muster und Verbindungen)
- lassen Gedanken-Landschaften entstehen
- geben Ordnung
- ermöglichen Raum und Zeit darzustellen
- zeigen Gesamtzusammenhänge auf
- machen es leicht, Vergleiche, Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen

Im zweiten Text wurde auf die Wahrnehmung, die Anwendung von Formen und Figuren, die Schrift, die allgemeine Flipchartgestaltung, die Farbassoziationen und die Werkzeuge eingegangen.
Arztmann gibt als Grund für Visualisierungen die heutige Informationsflut und Globalisierung an. Durch die visuelle Sprache können textliche Informationen reduziert werden und sie nutzt die Fähigkeit unseres besten Wahrnehmungskanals (um Komplexität zu verringern, Zeit zu gewinnen, mit Veränderungen umzugehen und globale Gültigkeit zu erlangen).
Der restliche Inhalt dieses Textes soll hier nicht besprochen werden, da es mehrheitlich Repetition der Präsenzsitzung von Max ist. Der Abschnitt über die Farbassoziationen fand ich sehr interessant und ich werde ihn immer wieder als Nachschlagewerk benutzen.

Ich habe durch die Einführung in die Visualisierung sehr viel spannendes gelernt. Es kann in allen Bereichen als Unterstützung eingesetzt werden. Die Motivation, sich mit einer Thematik oder einem Sachverhalt zu beschäftigen steigt, nach meiner Meinung nach, enorm, wenn ansprechende Bilder präsentiert werden. Die Aussagen erhalten durch Visualisierungen mehr Klarheit und Kraft. Auf der anderen Seite ist es auch sehr zeitaufwändig, wenn die Poster im Vornherein hergestellt werden sollten. Füt die spontane Umsetzung im Unterricht bin ich noch zu wenig geübt. Das Herstellen solcher Visualisierungen verlangt auch Kreativität und ein Umdenken. Damit meine ich, dass beim Kreieren eines Bildes komplexe Sachverhalte möglichst einfach und präzise dargestellt werden sollten. Dies verlangt ein gutes Vorstellungsvermögen sowie Transferleistungen in die Bildlichkeit.

Donnerstag, 28. November 2013

Ein gelungener Zeichnungskurs


Die letzte BP-Lektion hat mir grossen Spass bereitet. Wir durften zeichnen, malen, kritzeln, gestalten, abbilden, porträtieren, formen, darstellen, ausmalen, kolorieren und schmieren. Ich war hochmotiviert, da ich sehr gerne zeichne und gestalte und die Stimmung im Unterrichtsraum war ausgelassen. Ich hatte das Gefühl, dass es den meisten Freude bereitete, neue Techniken des Visualisieren kennen zu lernen. Max führte uns langsam an die Techniken heran, so dass wir uns nicht überfordert fühlten. Ich denke, auch diejenigen, welche über sich selbst sagen, sie könnten nicht zeichnen, haben gestern gute Resultate erzielen können und Nutzen für ihren eigenen Unterricht ziehen können.

Nun möchte ich euch in diesem Blog vorstellen, wie wir an das Visualisieren von Unterrichtsstoffen herangingen. Zuerst sollten wir ein Porträt von uns zeichnen. Das Porträt wurde blind gezeichnet, so dass wir uns auf die wesentlichen Züge eines Gesichtes stützen mussten.

Durch diese Vorgehensweise wurde unsere Angst gehemmt, dass wir nicht zeichnen könnten. Alle waren in der gleichen Lage, ob wir uns nun als talentiert ansahen oder nicht. Die Zeichnung unseres Kopfes wurde nicht mehr, als eine süsse Kinderzeichnung. Weil wir nichts sahen, konnten wir keine Schattierungen malen sondern wir mussten uns mit den wichtigsten Merkmalen des Gesichtes begnügen: Augen, Nase und Mund wurden gezeichnet. Niemand konnte sich langsam an das Porträt heranwagen oder verschiedene Maltechniken anwenden. Das Porträt musste mit schnellen Bewegungen geformt werden, ansonsten konnte man sich auf dem Blatt Papier nicht mehr orientieren. So erschien eine unerwartete Dynamik in der Zeichnung und das Bild glich mehr einer Karikatur.


Als nächstes mussten wir eine schwungvolle Linie zeichnen, danach einen depressiven Strich:




Dabei konnte ich beobachten, dass ich bei der ersten Aufgabe, die Linie schnell zog und es mir wichtig war, dass eine Dynamik darin zu erkennen ist. Ich wählte bewusst eine Schlangenlinie aus. Bei der Linie, welche wir in einer depressiven Stimmung zeichnen mussten, zog ich die Linie nicht in einem Zug durch, sondern ich setzte immer wieder ab, stockte und hatte viel länger als bei der ersten Linie. Dadurch wollte ich Traurigkeit und Unsicherheit vermitteln. Daraus kann geschlossen werden, dass es besser ist, wenn man zügig und rasch zeichnet, um Sicherheit zu signalisieren. 

Als nächster Schritt wagten wir uns an das visuelle ABC. Dieses besteht aus Punkten, Strichten (horizontal und vertikal), unterbrochenen Linien, Kreise, Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, Tropfen, Schlangenlinien, usw.
Auf einem Flip-Chart konnten wir unseren ganzen Schwung in die Zeichnungen hineingeben. Der ganze Körper war in Bewegung.

  

Und schon bald wollten wir anspruchsvollere Figuren zeichnen. Dabei half uns als Grundlage die Bikablo Bücher

 



Als nächster Schritt zeigte uns Max, wie wir nur mit kleinem Aufwand, den Zeichnungen noch mehr Dynamik und Professionalität verleihen können. Dazu braucht man einen Schatten-Filzer (vorzugsweise grau).



Da ich so grossen Spass am Zeichnen hatte, konnte ich fast nicht mehr damit aufhören ...

Zeichnungen sollten zur Unterstützung eines Unterrichtsstoffes dienen. Wenn beispielsweise eine Zweiergruppe eine Diskussion führen sollte, kann man, wie links auf dem Bild, zwei sprechende Personen darstellen. 
Das kleine Bild auf der rechten Seite kann implizieren: Hab keine Angst, ich lasse dich nicht im Stich. Wenn du einen Fehltritt machst, habe ich ein Sicherheitsnetz unter dir gespannt, so dass du dich nicht verletzt. Diese Zeichnung kann eingesetzt werden, wenn sich Schüler gegenseitig helfen müssen und einander gute Unterstützung  bieten sollten. 
Das erste Bild auf der zweiten Zeichnung kann jemand darstellen, der extrem experimentierfreudig ist und voller Energie steckt. 
Auf der letzten Zeichnung sind Personen dargestellt, die ....
1.) nicht mehr weiter wissen und viele Fragen haben, 
2.) eine grosse Last auf sich tragen, so dass sie unter dem Druck schier zusammenkrachen, 
3.) einen rauchenden Kopf haben und langsam entkräftet sind,
4.) unter Stress stehen und darum muss alles schnell gehen,
5.) sich über jemanden aufregen, laut ausrufen und irgendwo hin zweigen. Zum Beispiel könnte es hier eine Lehrperson sein, die einen störenden Schüler zurechtweist und ihn vor die Tür stellt. 

So können auch ganze Geschichten (nach-)erzählt werden.

Bild einer Französisch-Lehrerin, welche eine
Geschichte durch graphische Darstellung nacherzählte.
Wie durch dieses Bild ersichtlich wird, kann anhand von Farben das Bild noch ansprechender gestaltet werden. Marker sind oft nicht geeignet, um grössere Flächen auszumahlen. Dazu nimmt man lieber Kreide oder Wachsstifte. Der Vorteil von Kreide sind, dass man nach dem Kolorieren mit einem Marker darüber schreiben kann, was bei der Wachsfarbe nicht geht. Zudem braucht man bei der Kreide nur ganz wenig Farbe. Ausgefüllt wird beispielsweise ein Quadrat, welches man kolorieren möchte, mit einem Papiertuch. Die Farbe kann leicht verstrichen werden. Dabei muss darauf geachtet werden, vor allem wenn man mit Schülerinnen und Schüler mit Wachsstiften arbeitet, dass danach nicht alles verschmiert ist. Ältere Kleidung und Zeitungen auf dem Boden sind dabei nützlich. 

Montag, 25. November 2013

Besuch bei CYP

Ich fand den Besuch bei CYP besonders spannend, da meine Interviewte für den ersten LernJob in Berufsbildung eine Lehre bei der ZKB absolviert und bei CYP ihre überfachlichen Kurse belegt. Ich hörte von ihr, dass sie bei den CYP-Kursen mehr praxisbezogen gelernt habe, als an der BMS (Interviewte besuchte das BZZ für die BMS). Vor allem die Vorträge und (Kunden-)Gespräche, die sie bei CYP oft üben konnte, erachtete sie als hilfreich. Zudem schätzte sie die Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen, die alle im gleichen Boot sassen, wie sie. Bei der Arbeit in der Bank sei sie meistens nicht mit Gleichaltrigen zusammen, sondern sie arbeite dort mit älteren Kundenberatern zusammen, so erzählte sie. In der Berufsmittelschule sei sie zwar mit Gleichaltrigen zusammen, jedoch sind sie dort aus verschiedenen Bereichen zusammengewürfelt und nicht ausschliesslich Lehrlinge von einer Bank. Darum empfand sie die Kurse bei CYP als bereichernd und guten Ausgleich zu den anderen beiden Lernorte (Schule und Bank), in welchen sie ihre Ausbildung bestritt. 
Nach meinem Besuch in CYP hatte ich ebenfalls den Eindruck, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziemlich praxisbezogen lernen können. Die Kurse bestehen aus einer Abwechslung von Frontalunterricht und Gruppenarbeiten. Leider konnte ich nur den ersten Teil des Kurses hospitieren, so dass ich nur den Frontalunterricht beobachten konnte. Nach einem kurzen Warm-up mit den Leitfragen "Was ist wichtig bei einem Kundengespräch? Worauf muss ich dabei achten?", einer Diskussion über Mind-Mapping und einer Kontrolle der Vorbereitungsaufträge durch die Kursleiterinnen, gingen die Lernende in Gruppen zusammen und erarbeiteten zusammen ein Kundengespräch für die Familie Vögeli. Daraus konnte ich erkennen, dass der Praxisbezug CYP als zentral erachtet wird. 
CYP ist räumlich gut ausgestattet. Bei der Einführung bzw. beim Frontalunterricht sassen die Lernenden in Reihen, so dass sie alle den Blick zur Powerpointpräsentation und zum Flip-Chart gerichtet hatten. Für die Gruppenarbeit konnten sie dann in einen anderen Teil des Raumes wechseln, in dem die Tische zu grösseren Plattformen zusammengestellt sind. Diese Einrichtung ist perfekt für kleinere oder grössere Gruppenarbeiten.

Lernende bei CYP
Der Unterricht war sehr gut strukturiert, indem die Kursteilnehmerinnen bereits zu Beginn des Tages auf eine Zusammenstellung der Tagesziele verwiesen. Diese Tagesziele wurden auf der Seite des Raumes auf einem Flip-Chart-Papier aufgehängt, so dass sie jederzeit nachgelesen werden konnten. Ich erachte es als bedeutsam, dass die Lernenden jeweils stets ein Lernziel vor Augen haben, so dass sie motiviert sind, sich mit einer Aufgabe bzw. einem Lernstoff zu beschäftigen. 

Tagesmotto
Eine Besonderheit ist das Mobile-Learning bei CYP. Alle Lernende erhalten leihweise ein Tablet, welches das zentrale Lernmedium darstellt. Die Lernenden bekommen keine ausgedruckten Arbeitsblätter oder Bücher mehr, sondern sie haben alles digital gesammelt auf ihren Tablets. Diese Arbeitsmethode ist für mich etwas Neues und ich fand es zu Beginn ziemlich irritierend, als ich sah, wie alle nur noch ein Tablet auf ihrem Pult stehen haben und sie keine Notizen mehr mit Stift und Papier machen. Ist dies die Zukunft des Lernens? 


Wer gerne noch mehr über das Mobile-Learning bei CYP nachlesen möchte, kann folgenden Blog besuchen: http://adisbpblog.blogspot.ch/


Mittwoch, 20. November 2013

CYP Lerncoaching

Bei CYP wird zwischen Lerncoaching und Lernprozessbegleitung unterschieden. Lerncoaching wird als zusätzliche Lernunterstützung von CYP in speziellen Situationen angeboten. Es bietet keinen "klassischen fachlichen Nachhilfeunterricht", sondern basiert auf dem didaktischen Modell des Coachings. Das CYP-Lerncoaching findet in vertraulichen, umfassenden Einzelgesprächen mit den Lernenden statt, wobei der Lernprozess individuell gefördert wird. Die Lernprozessbegleitung findet während der Präsenzzeit statt und bildet ein Kernstück des CYP-Bildungskonzepts.

Hier ein spannender Video über Lerncoaching und den Unterschied zwischen Lerncoaching und Nachhilfeunterricht: http://www.hanna-hardeland.de/lerncoaching/

Welche Nutzen stehen hinter dem CYP-Lerncoaching?
Die individuellen Gespräche sind lösungs- und ressourcenorientiert und fördern die Selbstverantwortung, das Selbstwertgefühl, die Freude und Motivation am Lernen. Die Ziele werden mit den persönlichen Grundeinstellungen der Lernenden verknüpft. Der lösungsorientierte sowie dialogische Ansatz ist CYP sehr wichtig. Sie erachten es als zentral, Positives ins Zentrum zu stellen und bei Rückmeldungen an die Lernenden stets eine positive Rückmeldung zu geben. In den Gesprächen werden behandelte Strategie nochmals detaillierter behandelt, so dass die Lernenden die Lernstrategien nachhaltig und an verschiedenen Lernorten anwenden können. Weitere wertvolle Erträge sieht das CYP im Lerncoaching, dass damit die Lernmethoden, Lerntechniken, metakognitive Kompetenzen, das Selbstmanagement sowie das Zeitmanagement verbessert werden können. Das Lernverhalten der CYP-Teilnehmenden will durch diese zusätzliche Unterstützung optimiert werden. 

Das Lerncoaching-Angebot wird vorwiegend von Lernenden genutzt, bei denen einen Leistungsabfall, ein Motivationstief, Prüfungsangst oder Konzentrationsschwierigkeiten festgestellt wurden. Im CYP-Lerncoaching kann beispielsweise gelernt werden, mit Stress und übermässigem Leistungsdruck umzugehen. Des Weiteren werden Hilfeleistung in Bezug zur Arbeitshaltung, zum Lernen im Allgemeinen, zum Selbstmanagement und zur Reflexionsfähigkeit angeboten. Ein Gespräch dauert in der Regel zwischen sechzig und neunznig Minuten. 

Das Lerncoaching basiert auf einer gründlichen Analyse der Ist-Situation. Es werden die Beobachtungen während des Präsenzunterrichts, die persönlichen Reflexionen der Lernenden und manchmal auch Hinweise von den Betreuungspersonen der Bank in die Analyse einbezogen. Die Betreuungspersonen der Bank sind beim CYP-Lerncoaching involviert,  wenn sie die Kosten übernehmen. Als Gegenleistung werden die Betreuungspersonen von den CYP-Coachs entlastet, denn ein erfolgreich umgesetztes Lerncoaching wirkt sich auf alle Lernorte positive aus. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Lernenden die Coachingkosten übernehmen.

Wie wird bei einem Lerncoaching vorgegangen?
Die Anmeldung kann durch einen Lernenden, Mittelschulabsolventen, Nachwuchsverantwortlichen  oder durch einen CYP-Ausbildner erfolgen. 
Bei der Angebotsvarinate 1 (Kosten werden von der Bank übernommen) meldet sich der Auszubildende via CYPnet bei einem Nachwuchsverantwortlichen und formuliert seine konkreten Fragestellungen und Ziele. Der Antrag wird geprüft und akzeptiert oder abgelehnt. Wenn der Antrag akzeptiert wurde, ist dieser gültig für drei Sitzungstermine. Werden mehr als drei Sitzungen beansprucht, muss erneut einen Antrag mit Begründungen an die Bank gestellt werden. Die Lerncoaching Sitzungen finden meistens während der Arbeitszeit statt. Hier wird der Nachwuchsverantwortliche auch oft über die Ergebnisse, abgeleiteten Massnahmen und Zielen des CYP-Lerncoachings informiert. 
Bei der Angebotsvariante 2 (Kosten übernimmt der Lernende selbst) erfolgt die Anmeldung durch den Interessenten direkt bei der CYP-Ansprechspartnerin, so dass weitere Details besprochen werden können. Hier wird die Anzahl der Sitzungen individuell je nach Wünsche des Auszubildenden festgehalten. Ob ein Austausch mit der Betreuungsperson bei der Bank stattfindet, ist vom Auszubildenden abhängig. 

Die hohe Qualität des CYP-Lerncoaching wird durch Evaluationsfragebögen, Intervision- bzw. Supervisionsgruppen und durch eine fortlaufende Weiterbildung der Lerncoachs sichergestellt. 

Ich finde das Konzept des CYP-Lerncoaching sehr wertvoll und professionell umgesetzt. Viele Lernende haben Schwierigkeiten, wie sie lernen sollen, wie sie ihr Lernen strukturieren können oder wie sie sich für das Lernen motivieren können. All diese Faktoren beeinflussen die Leistung stark. Durch spezielle Unterstützung könnte der Lernerfolg verbessert werden. 
Der Ablauf und die Vorgehensweise erachte ich ebenso als sinnvoll. Eine Problematik sehe ich jedoch, wenn die Lernenden das CYP-Lerncoaching selber bezahlen müssen. Die Auszubildenden verdienen in ihren Lehrjahren noch nicht viel und spenden ihr Geld lieber für anderes als für ein Lerncoaching-Gespräch. Zudem bin ich mir nicht sicher, wie gut ein Lernender wahrnehmen kann, ob er zusätzliche Hilfe benötigt oder nicht.

Montag, 18. November 2013

Visualisierung von Kompetenzen


Wie gut kennen wir die Stadt Zürich?


Wir bekamen von Max in der letzten Lektion ein Arbeitsblatt mit den Rubriken Orientierung, Sprache (Züridütsch) und Nachtleben. Max nennt sie "Performance Elemente". Zu jedem dieser Performance Elemente sind 4 Level zugeteilt. Wir mussten uns überlegen, 1.) wie gut wir uns in Zürich orientieren können, 2.) wie gut wir Züridütsch verstehen und selber sprechen können und 3.) wie gut wir über das Nachtleben in Zürich Bescheid wissen. Der Arbeitsauftrag bestand darin, einen Punkt auf folgendes Level zu setzen, wo wir unsere eigenen Kompetenzen sehen.  Einen weiteren Punkt mussten wir dorthin setzen, wo unser Ziel liegt. Damit wird sehr anschaulich visualisiert, wo die Kompetenz und das vorgenommene Ziel liegen. Des Weiteren kann daraus abgelesen werden, wie hoch die Motivation bei einem Schüler ist. 

Meine Visualisierung gab nicht so viel her, da ich Zürich bereits sehr gut kenne und ich mich auf den obersten Levels eintragen konnte.


Wenn diese Darstellung für die ganze Klasse durchgenommen wird, gibt es ein heterogenes Bild von Punkten. Die Lehrperson kann daraus ablesen, wie gross die Niveauunterschiede bzw. das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler in ihrer Klasse ist. Des Weiteren kann dieser Darstellung entnommen werden, wie hoch die Motivation bei den Schülerinnen und Schülern liegt, sich mit dem vorgegebenen Thema zu beschäftigen. 
Wenn ein solches "Rubric-Arbeitsblatt" zusammengestellt wird, sollte darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Level-Anforderungen überhaupt verstehen, sonst können sie ihre Kompetenzen und Zielsetzungen nicht richtig einordnen. 

Visualisierung durch Aufkleben von farbigen Punkten
Ich finde diese Vorgehensweise sehr sinnvoll. Erstens machen sich die Schülerinnen und Schüler Gedanken über ihr Vorwissen bzw. über ihre Kompetenzen sowie über ihre Zielsetzung, wo sie gerne am Ende der Bearbeitung eines Themenblocks stehen wollen. Damit wird ihnen vor Augen geführt, was sie erreichen können und welchen Lernfortschritt sie machen würden, wenn sie das Ziel erreichen. Für die Lehrperson ist diese Visualisierung ebenfalls sehr hilfreich. Sie kann damit besser einschätzen, wo der Wissensstandpunkt der Schülerinnen und Schüler im Moment liegt bzw. welches Wissen sie sich bereits erworben haben und wo noch Wissenslücken bestehen. Zudem kann sie aus der Darstellung ablesen, wie motiviert ihre Schülerinnen und Schüler sind, sich mit dem vorgegebenen Thema zu beschäftigen. So kann sie die Stoffbearbeitung an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler besser anpassen. Wenn sie sieht, dass eine grosse Spannbreite der Leistungsniveaus in der Klasse besteht, kann sie beispielsweise mit Lernaufträgen arbeiten, welche verschiedene Aufgabenvorschläge enthalten. Darin sind Pflich-, Wahlpflichtaufgaben und freiwillige Aufgaben enthalten, so dass jeder Schüler individuell gefördert wird. 
Mit der Visualisierung von Kompetenzen kann individualisierendes Lernen und individualisierender Unterricht gefördert werden. 

Unter folgendem Link wird ein Kurzfilm des Kantons Obwalden gezeigt, wie individualisierender Unterricht bei ihnen in der Praxis umgesetzt wird:


Freitag, 15. November 2013

Reflexion zur Lektüre „Lösungsorientierte Beratung“


Ich mag den Wandel im Denken an diesem Ansatz. Der Fokus liegt nicht mehr auf den Ursprüngen des Problems (wie bei der Freudschen Tiefenpsychologie), sondern der Blick wird in die Zukunft und auf die Lösung gerichtet. Durch den Blick nach vorne, wird die Zukunft als Ort der Hoffnung angesehen. Mit einer positiven Haltung ein Problem anzugehen, finde ich im Grunde sehr bedeutsam. Trotzdem denke ich, dass die Ursachen in der Vergangenheit nicht uninteressant und belanglos für die Lösungsfindung sind und darum in einem gewissen Masse Beachtung geschenkt werden sollte.
Die Umorientierung vom Problem- zum Lösungsgedanken sowie die Umorientierung von der Vergangenheit auf die Zukunft erachte ich als wichtig. Dieser Ansatz ist mir aber zu extrem. Wieso nicht einen Mittelweg einschlagen?

Blick in die Zukunft - Mittelweg?

Ein weiteres Merkmal der lösungsorientierten Beratung ist der Wandel im Rollenverständnis von Berater und Ratsuchendem. Im lösungsorientierten Vorgehen gibt es zwei Experten: „Die ratsuchende Person als Expertin für ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse und den Berater als Experten für die Gestaltung des Beratungsprozesses“ (Berkling 2010, S. 27). Das heisst, der Berater, welcher über ein grosses Fachwissen verfügt, fungiert hier nicht als einziger Experte. Er versucht vielmehr den Ratsuchenden zu befähigen, seinem eigenen Können zu vertrauen und sich selber zu helfen. Der Ratsuchende sollte die Fähigkeit besitzen, Problemlösungen auf Grundlage seiner eigenen Ressourcen und Erfolge zu entwickeln. Somit wird im lösungsorientierten Ansatz dem Ratsuchenden das grösstmögliche Mass an Autonomie gewährt. Sein Selbstwert wird gestärkt. Der Berater nimmt sich zurück und unterstützt die ratsuchende Person in ihrem Prozess. Er selber gibt jedoch keine Ratschläge (vgl. Berkling 2010, S. 23ff.).
Die neue Rolle des Beraters erachte ich als sinnvoll, da sich der Ratsuchende selbst mit dem Problem auseinandersetzten sollte. Dahingeredete Ratschläge eines Beraters können meist nicht aufgenommen oder akzeptiert werden.

Dieses Vorgehen erinnert mich an Erzählungen meines Freundes. Er arbeitet als Kundenberater auf einer Bank und musste bereits einige Verkaufskurse besuchen. Darin lernen sie folgendes: Sie sollten ihren Kunden nicht ein Vorschlag unterbreiten, wie sie ihr Geld am besten anlegen sollten, sondern sie lenken dass Gespräch so, dass am Ende der Kunde selbst herausfindet, was für ihn am besten ist. Wenn der Kunde von sich aus den gleichen Lösungsansatz vorschlägt, wie der Kundenberater im Vornherein erarbeitet hatte, gilt dies als gelungenes Gespräch. Die Lösung wird gemeinsam erarbeitet. Dieses bedürfnisorientierte Kundengespräch gleicht der lösungsorientierten Beratung, auch wenn es in komplett unterschiedlichen Kontexten abläuft.

Was mich bei Heike Berkling irritierte, ist das Zurückhalten des Fachwissens des Beraters. Sein Fachwissen ist wertvoll und sollte genutzt werden. (Mein Freund benutzt sein Fachwissen in einem Kundengespräch ebenso.) Schliesslich sollte der Berater die ratsuchende Person entlasten können. Fühlt sich der Ratsuchende mit seinem Problem nicht alleine gelassen, wenn der Berater überhaupt keine Ratschläge geben darf?

Ratsuchende Lehrpersonen wenden sich oft an eine Beratung, weil sie ein „Problemkind“ in der Klasse haben und ein Gespräch zwischen dem Schüler und dem Berater wollen. Beim lösungsorientierten Ansatz wendet sich die Person jedoch niemals an die dritte Person („Problemträger“), sondern ausschliesslich an die ratsuchende. Dies erscheint mir plausibel, denn solange eine Person (hier der Schüler) ihr Verhalten nicht als problematische erachtet, ist sie für Lösungsvorschläge nicht empfänglich. Eine Therapie kann nur gelingen, wenn eine Person selbst erkennt, dass sie Hilfe braucht.

Die Lektüre gibt Aufschluss, wie ich als Lehrperson auf Problemfälle reagieren kann. Das heisst für mich, ich überlege mir zuerst, was ich an meinem Unterricht oder meiner Beziehung zum Schüler ändern kann, so dass sein störendes Verhalten minimiert wird. Zudem habe ich nun eine Vorstellung davon, welche Vorgehensweise ich bei einer Beratung antreffen könnte.   

Bibliographie:
Berkling, Heike: Lösungsorientierte Beratung. Handlungsstrategien für die Schule. Stuttgart 2010. 

Freitag, 8. November 2013

Willkommen auf meinem Lernblog

Liebe Leserinnen und Leser

Ich begrüsse Euch herzlich auf meinem Lernblog zur Berufspädagogik 2013/2014 an der PHTG. Hier könnt Ihr in Zukunft in meinen Reflexionen und Ideen schmökern.


Viel Spass beim Lesen und ich freue mich auf Eure Rückmeldungen.

Liebe Grüsse
Maria