Donnerstag, 22. Mai 2014

Pädagogische Beratung

Es ist nicht das erste Mal, dass ich in meiner Ausbildung mit dem Thema "Beratung" in Kontakt komme. In meinem Bachelor-Studium habe ich verschiedene Seminare und Blockkurse zur pädagogischen Beratung und Erziehungsberatung absolviert. Ich möchte hier an dieser Stelle eine weitere Möglichkeit von Beratung präsentieren, welche sich in vielen Hinsichten von der lösungsorientierten Beratung unterscheidet. 

Kommunikative Grundfertigkeiten der pädagogischen Beratung nach dem klientenorientierten Prinzip


Baustein: Zuhören
In einem Alltagsgespräch werden die Rollen „Sprecher“ und „Zuhörer“ fortwährend getauscht. Meist wird dies von den Gesprächspartnern gar nicht bemerkt. Diese Art und Weise von Kommunikation wird Pingpong-Gespräch genannt. Dabei werden Erlebnisse und Fakten ausgetauscht, Interpretationen und Ratschläge geliefert, Fragen gestellt sowie Wertungen ausgesprochen. In einem Beratungsgespräch sollte dies jedoch vermieden werden. Die Rollen sind hier nun deutlich zugewiesen. Der Berater hat die Aufgabe, dem Klient geduldig zuzuhören und ihn nicht zu unterbrechen. Eigene Meinungen oder Sichtweisen des Beraters haben in einem Beratungsgespräch keinen Platz, denn der Berater sollte seine spontanen Reaktionen kontrollieren und zurückhalten. Es handelt sich vielmehr um ein aktives, personen- und themenzentriertes Zuhören. Dennoch sollte der Berater nicht einfach stumm dort sitzen und unbeteiligt wirken, sondern er kann durch non-verbale Signale, wie Gestik, Mimik und Blickkontakt oder durch zustimmende Worte, wie zum Beispiel „ja“ oder „mhmm“ seine Beteiligung ausdrücken. Das Zuhören ist ein grundlegender Baustein der Kommunikation und der Beratung.

Baustein: Widerspiegeln 
Beim Widerspiegeln ist es von Bedeutung, dass man dem Klient mit voller Konzentration zuhört. Die gewichtigsten Aussagen und Inhalte, die wir unter „Schlüsselbegriffe“ zusammenfassen, müssen vom Berater herausgehört werden, so dass er sie dem Klient widerspiegeln kann. Beim Widerspiegeln kann entweder nur der inhaltliche und sachlichen Anteil widergegeben werden oder der gefühlsmässige. Das Erste nennen wir Paraphrasieren, das Zweite Verbalisieren. Beim Paraphrasieren werden die Inhalte des Klienten mit den eigenen Worten des Beraters nochmals wiederholt, zusammengefasst und geordnet. Beim Verbalisieren wird oftmals auch einen Zusatz geliefert, da der Berater aus den Aussagen des Klienten, seine sensiblen Gefühle wahrgenommen hat. 
Durch das Widerspiegeln hört der Klient seine Aussagen nochmals und kann dadurch besser reflektieren, gegebenenfalls sogar noch Korrekturen und Präzisierungen anbringen. Wenn man Inhalte durch andere Worte zu Ohr bekommt, gewinnt man zum Teil neue Einsichten. Zudem wird der Klient beim Verbalisieren, mit den verbundenen Gefühlen der ausgesprochenen Inhalte konfrontiert. Es werden Emotionen ins Bewusstsein des Klienten zurückgeholt, zum Teil kommt der Klient sogar mit unbewussten und verdrängten Gefühlen wieder in Kontakt. 

Baustein: Gesprächsstörer vermeiden
Gesprächsstörer können die ganze Kommunikation zerstören, da die Beziehung zwischen dem Berater und dem Klient gestört wird. Gesprächsstörer sind direkte Fragen, ausfragen, bewerten, Stellungnahmen abgeben, Ursachen aufzeigen, diskutieren, Ratschläge und Lösungen geben, von sich reden oder herunterspielen. Durch das direkte Fragen stellen oder durch das Ausfragen empfindet der Klient die Situation, als wäre er in einer Prüfung oder in einem Verhör. Somit fühlt er sich vielleicht eingeschränkt und gestört seine Probleme ausführlich darzulegen. Die Neugier und das Interesse des Beraters müssen hier gezügelt werden. Wenn der Berater seine Meinung, Stellung oder Wertung abgibt, ist der Klient schnell dazu geneigt, sich rechtfertigen zu müssen und sieht sich dem Berater unterlegen. Beim diskutieren oder Ursachen aufzeigen besteht die Gefahr, dass sich der Klient hilflos und wie in eine „Schublade gesteckt“ fühlt. Solche Gesprächsstörer sollten unbedingt vermieden werden, sonst fühlt sich der Klient unwohl, unverstanden, nicht ernst genommen und hat schliesslich keine Lust mehr weiter zu erzählen, da ihm die nötige Sicherheit entrissen wurde. Die Vertrauensbeziehung in einem pädagogisch-therapeutischen Gespräch ist absolut fundamental für eine Entwicklung und für einen Erfolg. 

Diese drei Bausteine sind für mich die bedeutendsten. Das aktive Zuhören dient dazu, dass der Berater überhaupt in die Problematik eingeführt wird und dass er sie sich einprägen kann. Wenn diese Beratungssituation nicht hergestellt werden kann, hat der Klient wahrscheinlich gar nicht das Vertrauen und somit nicht den Mut, sich dem Berater zu öffnen. Das bringt mich schon weiter zum zweiten Baustein. Gesprächsstörer können einen Klienten regelrecht aus der Bahn werfen, vertreiben und verstören. Wenn diese nicht vermieden und der Situation angepasst werden, kann überhaupt keine Beziehung zwischen Berater und Klient hergestellt werden. Sich entsprechend zu verhalten drückt nämlich auch Empathie, Akzeptanz und Echtheit aus. Diese drei Eigenschaften sind nicht wegzudenken in der pädagogischen Beratung, da sie die Beziehungsbasis schaffen.
Einzig und allein durch das Zuhören des Beraters hat der Klient noch nicht sehr viel profitiert. Er kann sich zwar die Probleme von der Seele reden, jedoch müsste er deswegen keine Beratung besuchen, sondern könnte auch zu einem guten Kolleg oder Kollegin gehen. Der Berater widerspiegelt jedoch dem Klienten seine Inhalte, so dass er seine Probleme aus einer anderen Perspektive hört. Vor allem durch das Verbalisieren werden dem Klient Gefühle und Emotionen bewusst, die ihm vorher verschlossen blieben. Durch das Widerspiegeln wird der Klient bei seinem Problemlösungsfinden kompetent begleitet. Der Berater ist nicht dazu da, vorgefertigte Lösungen dem Klienten vorzulegen, sondern ihn bei seinem Genesungsprozess zu unterstützen. Am Ende muss jedoch der Klient seine Probleme selbst bewältigen können. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe! 
Meiner Meinung nach, kann ein Klient vom Widerspiegeln sehr viel profitieren. Die Voraussetzungen für ein kompetentes Widerspiegeln sind aktives Zuhören und Störfaktoren aus dem Weg räumen. Deshalb sind diese drei Bausteine für mich sehr elementar, voneinander abhängig und nicht wegzudenken für ein gelungenes Beratungsgespräch.

Spannend finde ich, dass bei dieser Methode das Fragen als Störfaktor angesehen wird, bei der lösungsorientierten Beratung das bewusste und gezielte Fragen Schwerpunkt der Beratung darstellt. So wird ersichtlich, dass es nicht die richtige Variante für gelungene Beratung gibt, sondern je nach Ziel und Absicht mit verschiedenen Methoden gearbeitet werden kann.

1 Kommentar:

  1. Ich finde es sehr gelungen, wie du die einzelnen Bausteine beschreibst und miteinander verknüpfst. Ich habe selber keinerlei Erfahrung mit Beratungsgesprächen, aber die dargestellte Methode klingt schlüssig. Auch die Gegenüberstellung mit der Methode der Lösungsorientierten Beratung und das Herausarbeiten der Grundlegenden Unterschiede finde ich sehr gut. Ich komme auch zu dem Schluss, dass es nicht DIE Methode gibt, sondern situationsbedingt abgewogen werden sollte, wie ein Beratungsgespräch laufen kann.

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